Sonntag, 29. November 2009

Zu viel Ablenkung


Seit wir Internet hier in der Stock Road haben bin ich jedesmal, wenn ich reingehe, stundenlang damit beschäftigt. Nicht weil ich so viel tue, sondern weil ich die ganze Zeit von irgendjemandem zugequatscht werde. Bei fünf Leuten um einen rum ist das eigentlich ein Fulltimejob. Also seid froh, dass ich mich immer mal notdürftig in meinen Kopfhörern verkrieche, um zum Blogschreiben zu kommen ;) Heute versuche ich es mal an der frischen Luft... Verdammt heiß in der Sonne, aber sehr angenehm im Schatten.

Heute morgen habe ich zum ersten Mal einen live Haka gesehen. Das war so: Gestern war Marcs Geburtstagsparty. War nett. Als ich heute morgen gucken kam, so um sieben rum, waren immer noch Partyüberreste vorhanden: Die Maori und Annie (ein deutsches Mädel) haben durchgehalten. Und die Jungs hatten noch genug Energie, einen Haka für mich zu performen ("machen" wäre untertrieben!).
Haka ist der Kriegstanz der Maori, gedacht um Feinde einzuschüchtern. Ich kann mir vorstellen, dass man, wenn man wirklich 100e oder 1000e breitbrüstige Maorimänner vor sich hat, mit aufgerissenen Augen, stampfend, sich auf die Brust schlagend und vor allem brüllend, schon ein bisschen beängstigt sein könnte...

Versuche mal ein kleines Wochenresümee:

Letzten Sonntag waren wir wirklich auf dem Farmer's Market. Hat Stil. Es gibt dort alles mögliche von Obst und Gemüse über Chilisaucen, Schokolade, Wein natürlich, Käse, unglaublich leckere Wurst (ja wirklich! ich habe das Gefühl ich mutiere hier zum Fleischliebhaber...) - und deutsches Brot. Haben eins gekauft. Ich hab mir noch nen Pfannkuchen und ein Schokocroissant geleistet.



Mein Lieblingsstand: Kräuter in allen Varianten!

Wieder zuhause in der Stock Road war großes Sonntagsfrühstück zu siebt (nur Mädels, nur Deutsche - das ist Neuseeland ;) mit selbstgebackenem Kuchen, handgemachter Lauchcreme und unglaublich vielen anderen Leckereien.
Der Abend war nur für mich bestimmt: Bin nach Napier gefahren und habe mir einen italienischen Film mit englischen Untertiteln angeschaut ;) Es ging um Schokolade, yummie (heißt: leeecker)! Bin allein vom Zugucken satt geworden :)
Hinterher war ich in einer der ältesten (oder sogar DER ältesten?) Sternwarte Neuseelands. Nix war los, also habe ich eine Privatvorführung bekommen und endlich ein bisschen was über die Sterne hier auf der Südhalbkugel gelernt. Bin jetzt in der Lage das Südkreuz zu finden und Süden zu bestimmen (was etwas komplizierter ist, als auf unserer Seit der Welt, wo der Polarstern gleichzeitig den Norden anzeigt). Mein "Sternwartenführer" konnte mir sogar den großen Wagen zeigen, den man hier eigentlich nicht sieht - aber der gute deutsche Zeiss-Projektor aus den 50er Jahren hat das drauf gehabt :)



Das Eingangstor der Schule, auf derem Gelände sich die Sternwarte befindet: Ein Paradebeispiel für den 30er Jahre Art Deco Stil. Babyblau ist eine der bevorzugten Farben, neben gelb und orange (mein Eindruck).

Dann bin ich sicher im Dunkeln zurückgedüst - gab leider keinen Sternenhimmel, an dem ich mein neugewonnenes Wissen hätte üben können - und der Sonntag war vorbei. Schön, aber vorbei. Und...

... am Montag gab es - keine Arbeit. Weiß auch nicht mehr, was wir gemacht haben. Schinken-Poree-Rollen vielleicht, mit Käsesauce und Cheddar überbacken. Lecker, einfach, selbstgekocht :) Ah, und wir waren in Hastings. Ich hab mich in der Bibliothek vergraben und später dann noch ein bissl umgeguckt.



Schafe auf dem Platz im Zentrum von Hastings. Super Sitzgelegenheiten :)

Gibt mehr zu sehen als das PAK'N'SAVE (sowas wie Kaufland, aber 24 Stunden geöffnet - auch sonn- und feiertags).



Das war im Warehouse (ein alles-mögliche-Laden) vor ein paar Tagen: Vorne links kleine Surfboards und Strandaccessoires, hinten rechts die volle Weihnachtspower.

Dienstag bis Donnerstag haben wir dafür dann richtig geschuftet. Zehn Stunden Karotten ziehen und Zwiebelfeld jäten Dienstag und Mittwoch. Donnerstag haben wir dann die Karotten, die wir geerntet haben, verpackt :)

Seitdem keine Arbeit mehr. Freitag haben wir einen Shoppingausflug nach Napier gemacht, weil im Kathmandu (der neuseeländische Globetrotter) Weihnachtsspezialverkauf ist. Anneka hat sich schicke Teva-Sandalen und noch mehr Kram gekauft, ich habe mich für zwei ThermoOberteile entschieden (fürs Wandern, gut für die Schweiabsorption und so :), Bianca hat sich ne Isomatte gekauft und Miri (deren Laptop ich grad benutze) - keine Ahnung.



Hatten vorher noch einen netten Schwatz mit zwei alten Damen in einem Op-Shop (kirchlich betriebener Second Hand Shop, richtig klasse, gibt es hier überall).
Auf dem Rückweg Stopp beim Burger Fuel - (gesündere?) Alternative zu MacDonalds und Burger King. Und richtig praktisch find ich die Papp-"Esshilfen" (siehe Photo ;), in die man die Burger reinschieben kann, sodass man sich ni so sehr vollsaut :) Habe es noch nicht probiert, hatte keinen Hunger. Bin ja noch ne Weile hier... :)

Gestern hatte ich ein wunderbares Erlebnis: Habe Haferbrei gegessen, zum ersten Mal in meinem Leben vermutlich, und habe es geliebt. Waren neugierig, weil man hier immer etwas von "porridge" hört und wollten es mal probieren. Tja, es ist Haferbrei.
Außerdem haben wir Pfefferkuchen gebacken, die werden heute angeschnitten und bei einer leuchtenden Kerze und einem Tee genossen, hoffe ich! :)

Das war's vorerst von mir und heute.
Wünsche allen fleißigen Lesern einen wunderbaren, gemütlichen 1. Advent!



NACHTRAG
Waren am Ocean Beach - und im Meer. Haben uns in die Wellen geworfen, sind auf und mit ihnen geschwommen und haben uns hinterher von der Sonne trocknen lassen!
Pfefferkuchen schmecken gut. Und morgen werden Karotten gezogen. Sweet as!


Dienstag, 24. November 2009

Grüße vom Dreckspatz


Nur kurz, weil ich dann bald ins Bett muss. Morgen ist Arbeit ab um sieben :)
Habe den Großteil des heutigen Tages mit Möhren ziehen und Unkraut jäten auf dem Zwiebelfeld verbracht (diesmal sogar den Mindestlohn erreicht und überboten, im Gegensatz zum letzten Mal - werden nämlich nicht stündlich, sondern nach geschafften Metern bezahlt). Staubig staubig - und dann natürlich kein warmes Wasser mehr da, wenn man duschen gehen will ;)

Nächstes Mal mehr und dann auch mal ein paar Photos von Hastings - hoffentlich...


Donnerstag, 19. November 2009

freifreifrei


Drei Tage hintereinander, ja richtig. Und das kommende Wochenende wahrscheinlich auch. Was ich vielleicht noch nicht erwaehnt habe - weil ich es selbst erst seit kurzem weiss - ist, dass Neuseeland dieses Jahr den winterlichsten (um nicht zu sagen: beschissensten und kaeltesten...) Winter seit 1 9 4 5 hatte. Das merkt man auch am Fruehling, der zu kalt und zu regnerisch ist, und damit an der Saisonarbeit, die einfach nicht ins Rollen kommt. Schlecht fuer uns, zumindest wenn man ans Geld denkt. Da das auch keine Arbeit herbeizaubert, haben wir das Beste draus gemacht und uns endlich mal ein bisschen umgeguckt an der Hawke's Bay.

Dienstag war Napier dran, eine suesse kleine Stadt im Norden von Hastings, die - im Gegensatz zu Hastings - direkt am Meer liegt und bekannt fuer ihre Art-Deco-Architektur ist. Wem das nichts sagt: Das war ein Architekturstil in den 1930ern, von dem ich vorher auch noch nie was gehoert habe. Tatsache ist, dass grosse Teile Napiers 1931 von einem Erdbeben zerstoert worden sind und der Art-Deco-Stil nicht nur zeitgemaess, sondern auch guenstig und huebsch war. Heute ist Napier eine der wenigen Staedte weltweit, die noch dieses 30er Jahre Flair haben :)



Das sind Napiers "six sisters" (sechs Schwestern) - huebsche Haeuschen, die gleich aussehen wuerden, wenn sie nicht unterschiedlich bemalt waeren. Hat uns eine nette Kiwi-Dame verraten, als wir davor standen und fleissig Photos gemacht haben :)
Ansonsten haben wir unseren Aufenthalt in Napier genutzt, um das Auto zum Oelwechsel zu bringen und dann gleich einen Reifenwechsel dranzuhaengen - meine Nase, was das fuer ein kleines Vermoegen gekostet hat... Aber besser als unsicher fahren allemal!
Zum Abschluss des Tages haben wir nach einer Baeckerei gesucht, die uns empfohlen wurde - eine Baeckerei, die deutsches Brot verkauft. Die haben wir auch gefunden, nur hatte sie schon zu. Wenn wir es jemals zum Farmer's Market schaffen werden, wissen wir jetzt zumindest, dass "Harald's Bakery" dort einen Stand hat.
Zum Abschluss des Tages noch ein Blick auf die Hawke's Bay und dann sind wir sehr zufrieden wieder nach Hause gefahren.



Gestern war ausschlafen, dann rumwurschteln angesagt, Film gucken, quatschen, Marc (ein netter Kiwi) ist uns besuchen gekommen, nichts spannendes also. Wetter war uns eh nicht gewogen. Reeegen...

Dafuer sind wir heute nach erneutem Ausschlafen und einem ueppigen Fruehstueck zum Cape Kidnappers aufgebrochen und haben uns dort mal wieder die volle Droehnung Meer gegeben ;) Hatten wir lange nicht mehr und da das Wetter auch besser war, konnten wir tuerkises glitzerndes rauschendes weites Wasser geniessen. Ich hatte sogar noch mehr Glueck...



Cape Kidnappers heisst uebrigens so, weil ein Junge aus Tahiti auf Captain Cooks Schiff von Maoris gekidnappt worden ist (damals, 1769, so die Drehe rum) und die Verfolgungsjagd schliesslich an ebenjenem Kap geendet hat. Der Junge wurde befreit, den Maoris erging es, vermute ich, nicht ganz so gut und das Kap wurde Cape Kidnappers genannt. Easy as! (So einfach ist das :)

Dies fuer heute. Wuensche Euch Europaeern einen wunderbaren Tag!
Bei mir bricht der Abend an und ich muss feststellen, dass der Glockenturm von Hastings wie Big Ben klingt :)


Donnerstag, 12. November 2009

Nischt Neues - immer noch Moehren


Eine ganze weitere Woche verbringe ich gerade mit Karotten. Und seltsame Dinge geschehen: Obwohl ich vermutlichermassen allergisch gegen dieses Gemuese bin und es noch nie leiden konnte, werde ich dessen nicht ueberdruessig! Im Gegenteil, ich muss feststellen, dass ich eine bis jetzt noch nicht gekannte Sympathie fuer Moehren hege. Keine Albtraeume, sondern eine neue Liebe ;)

Ansonsten passiert, was so passiert, wenn man den ganzen lieben langen Tag arbeitet. Wir kommen meistens nach Hause, sitzen bissl rum und lesen oder quatschen mit der immer weiter anwachsenden Besatzung unseres Hauses. Dann gibt es Abendbrot und Bett, weil wir am naechsten Tag fit sein muessen.

Highlights: Vorgestern waren wir im Kino in Hastings und haben "Julie und Julia" gesehen, ein wunderbarer Film mit der - grob zusammengefasst - Thematik Kochen und das Leben. Unglaublich gut gespielt!
Dazu hab ich mir Popcorn geleistet, ich verdien ja jetzt was, da ist so ein Luxus drin. Es war salzig. Nach dem ersten Schock fand ich das dann auch ganz lecker. Seltsam ist, dass die Neuseelaender nirgends Salz drinhaben - aber in der Butter und im Popcorn. verdrehte Welt. Ob das was damit zu tun hat, dass ich am anderen Ende ebendieser bin?

Am Sonntag wollen wir, wenn wir uns so fuehlen, mal einen Blick auf den Farmer's Market werfen, einem Wochenmarkt in der Naehe von Hastings. Der wurde uns von einer Ladenbesitzerin empfohlen (wow, hat schon mal jemand einen Laden in Deutschland gesehen, der zur Haelfte nur aus Stempeln besteht? genial! find ich zumindest...), weil es dort deutsches Brot gibt :) Sowas wie Schwarzbrot kann man hier naemlich nicht kaufen. Es ist alles mehr oder weniger schlabberiges Weissbrot. Man kann es aber immerhin mit oder ohne Koerner kaufen ;)



Eine kleine Weihnachtsbaumplantage in der Naehe unseres Hauses in der Stock Road. Der Verkauf beginnt am 28. November.
Weihnachtstrubel gibt es aber zurzeit ueberhaupt nicht. Ist sehr seltsam, wenn man das deutschlandliche ab-September-gibt-es-Pfefferkuchen-und-vorbereitende-Erinnerungen-an-den-Weihnachtsstress gewohnt ist. Aber auch sehr angenehm.
Naja, werd es ein bissl vermissen, vor allem Gluehwein und Pfefferkuchen, Raeuchermaennel und all sowas. Aber hey, vielleicht wartet dafuer irgendwo ein einsamer Strand auf mich ;)

So viel heute von mir. Ich gruesse nach schraeg oben! :)


Dienstag, 3. November 2009

11 Stunden Wein - wer kann das toppen?


So. Wir haben Arbeit. Haben uns die letzten vier Tage zwischen 9 1/2 und 11 Stunden lang dem so genannten "pruning" gewidmet - ich wuerde das mal frei mit "Laub von Weinpflanzen rupfen" uebertragen. Heute waren wir noch mal Karotten verpacken, mit erweiterter Arbeistkleidung: Neongelbe Westen und darueber weisse Schuerzen - schick schick ;)

Ansonsten nicht viel Neues. Das Haus in der Stock Road, wo wir zurzeit leben, wird immer voller. Die Deutschen haben die Oberhand - zu viele Deutsche hier. Anneka und ich bleiben aber hartnaeckig und sprechen die meiste Zeit Englisch, auch mit den Deutschen. Wir sind doch hierhergekommen, um unser Englisch aufzupolieren :)
Und es klappt: Muss mich grad sehr zusammenreissen, nicht wieder ins Englische zurueckzurutschen!

Kurz zu dem Ort, an dem wir gerade sind. Leben in Flaxmere, einem Vorort von Hastings. (Da ist ein Link, fuer alle, die mal gucken wollen, wo dieses kleine niedliche Staedtchen liegt ;)


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Hastings liegt an der Hawkes Bay, einem sonnigen Stueck Land an der Ostkueste der Nordinsel. Es ist beruehmt fuer seine guten Weine. Noch habe ich keinen gekostet - aber das wird noch. Erstmal geniesse ich meine Erwerbstaetigkeit!