Mittwoch, 30. September 2009

Liebe Welt, da wird jemand krank...


Aus meinem passiven englischen Wortschatz werden immer mehr Woerter aktiviert, was dazu fuehrt, dass ich manchmal ploetzlich Vokabeln im Kopf hab, von denen ich gar nicht (mehr) wusste, dass ich sie weiss. Gerade ist mir beim Betrachten meiner Haende das Wort 'injuries' eingefallen: Verletzungen. Ueberall Kratzer und Schnitte, die mich inzwischen noch mehr piesacken, als die Sandflies ;)

Vorhin war Mark, ein Freund, von Catherine und John zum Abendessen da, der im letzten Jahr seine Frau verloren hat und etwas Aufmunterung brauchte. Wir haben gelernt, dass die Neuseelaender denken, die DDR war ein graues, kaltes Land, in dem Leute leben, die nie laecheln und deren einzige Freude es ist, zu rauchen :) Haben versucht, das ein wenig grade zu ruecken. Alles in allem ein sehr politisches Gespraech gewesen, es ging aber auch um Deutschland an sich ("Was, das ist wirklich so gross?" - das kommt davon, wenn man nur im Sueden haengen bleibt, lieber Mark ;) und darum, dass es in Neuseeland keine Nord-Sued- oder Ost-West-Rivalitaeten gibt, sondern Auckland-Restneuseeland-Antipathien.

Meine Melkkuenste werden immer besser, bin inzwischen sehr rabiat mit zickigen Kuehen, da koennen sie treten wie sie wollen, ich krieg die Saugdinger fast immer an die Zitzen. Aber immer, wenn man denkt, es gibt nix neues mehr, entdeckt man doch etwas: Ein Wundermittel gegen kalte Haende (und zickige Kaelber, die man wieder einfangen muss) ist es, einem Kalb die Finger in den Mund zu stecken und es daran saugen zu lassen. Es merkt tatsaechlich nicht, dass menschliche Finger keine Milch geben... hehe

Nicht zu empfehlen uebrigens: Leichtsinnig uebermuetig ohne Muetze und Jacke auf dem Quad durch die Gegend sausen, egal wie schoen die Sonne scheint. Hab ich vorgestern getan und es koennte einer der Gruende sein, dass ich mich ein wenig angeschlagen fuehle. Aber zwei Aspirin vorm Schlafen gehen, morgen vielleicht noch zwei (ich will wirklich nicht krank werden, eigentlich hasse ich diesen Tablettenkram...) und viel Bett helfen hopefully. Um nicht auf deutsch zu sagen: Hoffentlich...!

Heute morgen gab es, soweit ich es verstanden habe, ein Erdbeben nahe Samoa, im Meer, und die Gefahr bestand, dass ein Tsunami auf dem Weg nach Neuseeland ist. Hab grad mal nachgesehen und festgestellt, dass es in der Region um Samoa einen gab, aber hier bei uns ist nix angekommen. Wir haben dafuer Fruehlingsgewitter, Wolkenbrueche, Ozonlochsonnenschein, Sturmwind und sanfte Brisen abwechselnd mehrmals am Tag. Vor allem aber unvorhersehbar. Es bleibt spannend!

[12 Uhr mittags in Deutschland]

p.s. Danke fuer die vielen Hinweise, was die unguensige Farbe der Schrift hier angeht. Habe es wieder geaendert, hoffe, ihr seid zufrieden! Kommt davon, wenn einfach wild ueberall hinklickt, wenn man etwas aendern will ;)


Montag, 28. September 2009

Schnecke zum Abendbrot


Durfte sie leider nicht essen. Catherine hat sie gerettet und wieder in den Garten gebracht. Freiwillig! Die Schnecken hier scheinen nicht so auf Salat zu stehen, wie die deutschen... Jedenfalls meinte Catherine, dass ich jetzt zumindest weiss, dass ich hundert Prozent organischen Salat esse - wenn er gespritzt waere, waere mir die Schnecke nie auf meinem Teller begegnet :)
(Fuer alle, die sich wundern: Ja, ich esse Salat. Ich esse die wunderlichsten Dinge, seit ich in Neuseeland bin...)

Es macht immer noch Spass, mit John auf dem Quad durch die Gegend zu duesen. Ich arbeite an meiner Festhaltetechnik, an meiner Melktechnik, an meiner Aufgaben-im-Ueberblick-behalt-Technik und zwischendurch esse ich und versuche auch mal, mich zu entspannen.
Gestern bin ich ums frueh aufstehen drumrumgekommen, aber heute habe ich mich selbst dazu verpflichtet. Durch die Zeitumstellung war es dunkel, am Samstag sind wir noch im Hellen raus. Und ich habe durchaus gemerkt, dass es zu frueh war fuer mich, habe ein paar Mal sehr verwirrt dagestanden und der falschen Kuh das Euter massiert (damit sie schneller Milch gibt ;)

Zusaetzlich zum Melken gab es gestern und heute noch etwas "Drecksarbeit" zu erledigen. Eine der Kuehe hatte Milchfieber und hat sich nicht davon erholt. Das hat fuer sie dann das Ende bedeutet. Fuer uns erst der Anfang der Arbeit. Ich spare Details aus und erwaehne nur, das sie jetzt portioniert in der Tiefkuehltruhe liegt. Und ich weder Albtraeume habe, noch Vegetarier geworden bin. Um ehrlich zu sein, bin ich im Grunde sogar fasziniert von dem Kuh zu Fleisch Prozess, es hat etwas groteskes und surrealistisches. Wer moechte, bekommt spaeter gern eine ausfuehrlichere Schilderung der Vorgaenge ;)

Zum Schluss noch das Musikvideo einer neuseelaendischen Saengerin, das ich gestern auf '63', dem hiesigen Musiksender gesehen habe - angenehme Musik, wie ich finde, und ein witziges Video (entdeckt beim Buegeln auf einem schon recht grossen Flachbildschirm - fuer die Dinger haben die Neuseelaender eine Vorliebe glaub ich, die haengen ueberall rum ;)



Guten Tag! [etwa 12:30 in Deutschland]


Samstag, 26. September 2009

Landleben mit Spassfaktor


Gestern haben wir unseren Aufenthaltsort ein paar Kilometer Richtung Sueden verlegt, sind aber immer noch in Kohukohu.
Das erste, was uns Catherine geraten hat, war, das Auto nicht zuzuschliessen, weil das hier bei ihnen vollkommen unnoetig ist und wir keine Angst haben brauchen, dass jemand was im Schilde fuehrt

Hier wohnen wir jetzt und zwar im zweiten Stock, was durchaus erwaehnenswert ist, da hier viele Haeuser nur einstoeckig sind. Zumindest die neueren.



Unsere Aufgaben sind vor allem: Am Morgen und am Nachmittag beim Kuehe melken helfen. Zum Glueck nicht per Hand, immerhin sind es jedes Mal an die hundert Kuehe, die an uns vorbeiziehen.



In der Mitte stehen wir im Graben (doch wieder dort gelandet, aber diesmal ohne Auto ...) und befestigen die Melkmaschinen an den Eutern (im Englischen im uebrigen schlicht 'tits' genannt ;), rechts und links die Kuehe mit der Hinterfront zu uns. Muessen vorsichtig sein, von Kuhfladen bis ungeduldige Tritte kann man in dieser Position alles abbekommen!
Johns Vater hilft uns bei den anfallenden Aufgaben wie Kuehe rein- und raustreiben, Kanister sauber machen und und und. Er ist ein lustiger alter Herr, ein wenig schwerhoerig schon, aber sehr fidel und zum Spassen aufgelegt. In Neuseeland, habe ich das Gefuehl, sind die aelteren Menschen oft noch sehr aktiv, kraeftig und fit. Liegt vielleicht auch am Hang vieler Neuseelaender zu gesunder und sympathischer Selbstironie :)



So sieht's aus, wenn die Kuehe zur Arbeit gehen ;)
Wir werden gefahren, auf einem Quad, einem kleinen Traktor auf vier Raedern, der Schlammloecher meistert und ziemlich gut beschleunigt. Gruene Huegel fliegen vorbei und der Wind saust um die Nase und ich denke mir hin und wieder: Na hoffentlich fall ich nicht runter!

Moechte an dieser Stelle erwaehnen, dass ich gut versorgt werde, was Essen angeht. Es ist koestlich und reichlich und wenn das so weitergehen sollte, komm ich zurueck in Deutschland kuuugelrund aus dem Flugzeug gerollt.

Wenn alles gut geht, haben wir morgen mal Sonnenschein. Heute war es stuermisch, Wind hat Regen gepeitscht, aber trotzdem wunderbar, bei diesem Wetter spazieren zu gehen und draussen zu sein!

Bei mir heisst es bald schlafen und morgen frueh 5:15 Uhr aufstehen.
Ab morgen ausserdem: Elf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland, weil hier die Sommerzeit beginnt ;)

Donnerstag, 24. September 2009

Katze versteckt sich hinterm Monitor


Seit Montag haben wir eine Menge zu tun gehabt, haben Steine und anderes bergauf getragen, im Garten gegen Unkraut gekaempft (alle deutschen Gaertner sollten gluecklich sein, dass sie noch nie etwas mit Onion Grass zu tun hatten...!) und Louisa so gut wir konnten im Haushalt geholfen.
Da ist Louisa: Auf ihrer Veranda, geschnappschusst, mit ihrem treuen Begleiter, einer Baskenmuetze - ganz Malerin ;)



Heute einen Tag frei bekommen: Es regnet in Stroemen, wir sind hundemuede (obwohl oder vielleicht weil wir ausschlafen konnten). War ja klar. Aber uns egal: Waren trotzdem unterwegs und haben uns umgesehen. Kohukohu ist nett, voller Holzhaeuser, etwas verschlafen. Der naechste Geldautomat ist, wie ich mit Bestuerzen feststellen musste, eine halbe Stunde Autofahrt in die naechstgroessere Stadt entfernt. Ernsthaft. Aber es gibt gleich drei Galerien hier: Louisas, eine Photogalerie (auf Schwarzweissphotographie spezialisiert) und eine Gemeinschaftsgalerie, in der zurzeit mehrere Kuenstler ausstellen. Unter anderem Liz, eine Schnitzerin: Sie hat die Welle entworfen, die jetzt den oberen Teil meines Blogs ziert! Ein Symbol, das mir in Neuseeland inzwischen schon mehrmals begegnet ist, ein sehr starkes, der Maori-Kultur entnommen, soweit ich weiss. Liebe es :)

Waren auch in Rawene, dorthin muss man mit der Faehre uebersetzen.
Haben uns gestern gleich ein Zehnerticket gekauft, als wir abends auf dem Weg zu einer Ausstellungseroeffnung waren (gutes Essen, interessante Kunst auch ;). Spaeter haben wir noch ein Theaterstueck gesehen, dass ueberraschend gut und stark gespielt war.
Heute also noch mal Rawene im (einigermassen, grauen) Hellen - und im Regen. Haben die meiste Zeit bei Lynette und einer Tasse Tee verbracht. Sie macht Mosaiks aus Flaschenglas, das sie am Strand rund um den Hokianga Harbour (eine schmale Bucht, an der Kohukohu und Rawene liegen) findet. Wunderbare! Den kulturellen und entdeckerischen Teil haben wir dann kurzerhand auf spaeter verlegt und sind wieder zurueck nach Kohukohu gefahren. Den Rest des Tages habe ich vor allem gegessen (Louisa kocht so gut, verdammt... ;)

Morgen abend werden wir umziehen. Bleiben aber in Kohukohu. Es geht weiter mit Kuehe melken und im Haushalt helfen auf einer Farm in der Naehe. Dafuer muessen wir Louisa und Holly (ihren Hund) und auch Meow (Louisas TeilzeitKatze) verlassen:





Aber sind ja nicht aus der Welt, die drei. Vorerst zumindest.

Anneka hat sich im uebrigen als Pyromanin entpuppt und ein wunderbares Feuer am Laufen gehalten am Dienstag. Wir waren begeistert :) Ich bekommen dafuer lauter Stiche ab, die Sandflies (so was aehnliches wie Muecken) lassen sich selbst vom Regen nicht abhalten, sich auf mich zu stuerzen... Ich sollte es vielleicht auch mal mit Pyromanie versuchen, der Rauch koennte die Viecher von mir fern halten!



So denn wuensche ich Euch einen guten Tag! [13:00 Uhr in Deutschland] Weiss nicht, wann ich das naechste Mal Internet habe, bis dahin also ;)


Montag, 21. September 2009

Die letzten vier Tage


Ich habe nur zwei Moeglichkeiten, ueber die letzten Tage zu schreiben: Entweder ich lasse mich hier stundenlang darueber aus und schildere Detail ueber Detail und jegliche Nuance der Farben, die das Meer der Himmel die Landschaft die Gefuehle annehmen koennen - oder ich halte mich kurz. Entscheide mich fuer letzteres und hoffe, ich kann das ueberhaupt ;)

Die letzten Naechte haben wir im Auto verbracht und mussten feststellen, dass das gar nicht so unkomfortabel ist. Man findet hier im Norden immer einen Platz, um es nachtfein zu parken und das eigentlich auch immer in der Naehe einer oeffentlichen Toilette, die ordentlich saubergehalten wird - egal wie abgelegen der (Park)Platz auch sein mag (wenn ich im Vergleich dazu an deutsche Autobahntoiletten denke... oh oh)

Am Freitag haben wir Cape Reinga erreicht. Das sah dann ungefaehr so aus:



Haben den Sonnenuntergang erwischt und sassen dann im Dunkeln. An dieser Stelle gilt mein Dank meinem Schwesterchen, die mir kurz vorm Losmachen noch geistesgegenwaertig ihre gute Maglite-Taschenlampe geliehen hat :) Allerdings waren wir nicht allein - da in Neuseeland ueberall Deutsche sind, auch an den entlegensten Orten..., hatten wir die Ehre, uns noch ein paar lustige Geschichten im Feuerschein einer Mueckenkerze anhoeren zu duerfen ;)

Den naechsten Tag haben wir fuer einen Spaziergang zur naechsten Bucht genutzt. Hatten nur vergessen, dass wir in Neuseeland sind und ein Spaziergang war das garantiert nicht, was da vor uns lag: Es ging verdammt steil auf und ab, ich war wirklich froh, dass meine Wanderschuhe ein bisschen was abhalten konnten. Wir hatten uns schon ueber die 2 Stunden 30 Minuten fuer fuenf Kilometer gewundert, aber mit Pausen zwischendurch und Ausblicke geniessen (die einen wirklich fuer alle Strapazen entlohnt haben!) sind wir wirklich ziemlich genau drauf gekommen, als wir an der Tapotupotu Bay ankamen.



Zurueck sind wir dann - schon ein wenig unempfaenglicher fuer Naturschoenheiten, aber immer noch ueberwaeltigt - wieder in den Nebel hineingewandert, der Cape Reinga den ganzen Tag eingehuellt hat, und in die Dunkelheit (wird ja um sieben schon stockduster hier... :)

Und schliesslich sind wir gestern hier in Ahipara gelandet, nach einer weiteren (fuer mich diesmal richtig warmen) Nacht im Auto und einem kurzen Abstecher zu den unglaublichen Sandduenen bei Te Paki.



Kuerzer ging es nicht. Habe mein bestes gegeben :)


Fortsetzung


Einen schoenen Guten Abend wuensche ich allerseits!
(grauer verregneter Morgen in Neuseeland :)

Nach vier Tagen wieder in der Zivilisation angekommen. Gestern schon Tischtennis gespielt, Trampolin gesprungen und endlich mal wieder heiss geduscht. Heute: Internet!
13:00 Uhr haben wir dann eine Verabredung in Kohukohu, mit Louisa, einer Malerin, die aber auch ein Hostel fuehrt und einen Garten hat, der vielleicht bearbeitet werden muss. Egal, wie meine Aufgaben aussehen werden: Gegen ein Bett und was zu essen mache ich sie auf jeden Fall gern. Bin gespannt, wie es wird!

Kurz noch zu Kerikeri (tut mir leid, die Orte hier haben alle unmerkbar unaussprechliche Namen, mit vielen i's o's u's a's e's und wenigen Konsonanten ;)
Haben einen ganzen Tag dort damit verbracht, Leute anzuquatschen, nach Arbeit zu fragen, in Graeben zu fahren und wieder herausgezogen zu werden, freundliche Absagen entgegenzunehmen und gute Tipps auch: Hat alles nichts genuetzt. Und als wir dann zurueck in Paihia feststellen mussten, das auch alle Saubermach-Jobs in den Hostels vergeben waren (sonst haetten wir dort gegen 2 oder 3 Stunden Arbeit am Tag kostenlos wohnen koennen), haben wir einfach resigniert (vorerst) noch zwei Naechte in der Mausefalle (Name des Hostels, in dem wir abgestiegen sind ;) bezahlt. Haben das aber immerhin billiger bekommen. Manchmal hilft die Mitleidstour *g*

Am naechsten Tag erstmal ausschlafen. Dann haben wir uns mit neuer Energie auf die Terasse mit Meerblick gesetzt und haben in unserem WWOOF-Heft herumgeblaettert, was uns im Norden alles gefallen koennte.



-- WWOOFen bedeutet kurz gesagt soviel wie: Vier bis sechs Stunden am Tag arbeiten gegen Kost und Logis und zwar vorrangig bei Leuten, die im Einklang mit der Natur wirtschaften (organisch also, ein ganz grosses Schluesselwort in Neuseeland: selbst im kleinsten Tante-Emma-Laden kann man organische Produkte kaufen!) --
Nach eineinhalb Stunden telefonieren (ich war dann langsam schon bissl gereizt ;) hat uns Louisa schliesslich zugesagt.

Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen. Und am naechsten Tag, dem Donnerstag, haben wir dann beschlossen, ganz in den Norden nach Cape Reinga (ja ja, zum Leuchtturm...) zu fahren und Neuseeland ein wenig zu geniessen...


Mittwoch, 16. September 2009

Taking a Tiki Tour


Was soviel heisst wie: Losfahren ins Ungewisse. Genau das haben wir vorgestern getan - ohne es zu wissen. Aus 40 Kilometern Richtung Norden (von Auckland aus) sind fast 200 Kilometer geworden. Ein Sprung ins kalte Wasser fuer mich als eigentlich-(noch-)nicht(-mal gern)-Autofahrerin.
In den letzten Tag verschiedentlich gefaehrliche Situationen ueberstanden, Anneka hat es (meist) mit stoischer Ruhe genommen: 2 fast Crashs mit nem stoerrischen LKW, mitten am Berg stehen bleiben (muss mich erstmal dran gewoehnen, dass unser Baby zur Bewaeltigung mancher Berge den zweiten Gang braucht), zu schnell in die Kurve beim Bergabfahren, Bordstein mitnehmen beim Wenden oder gleich mit den Vorderraedern in nem Graben stecken bleiben ;) Das war auch der erste grosse Test fuer unser Glueck und die neuseelaendische Freundlichkeit: Kaum fuenf Minuten spaeter war ein netter Kiwi mit Jeep zur Stelle und hat uns rausgezogen.

Bei der Arbeitssuche hatten wir dafuer weniger Glueck. Warum wir vorgestern ueberhaupt Richtung Norden gestartet sind, war: Job in Aussicht. Wein beschneiden in Warkworth, einem Ort umringt von Weinguetern. Wir waren sehr froh, schien doch alles wie am Schnuerchen zu klappen.
Natuerlich nicht!
Erst waren wir am falschen Weingut, naemlich beim Einzigen, das im Lonely Planet-Fuehrer angegeben ist. Ray, unsere Kontaktperson, hatte uns nicht gesagt, wohin wir kommen sollten, bzw. dachte, wir kommen mit dem Bus und wollte uns abholen. Eine SMS am Morgen, dass wir doch das Auto nehmen (dreimal billiger als jeder Bus!), schien nicht geholfen zu haben. Also haben wir uns in der Touristeninfo von Warkworth eine Karte aller Weingueter geholt und waren drauf und dran, sie abzuklappern und nach Ray zu suchen.
Der hatte dann aber inzwischen sein Handy inspiziert und zurueckgerufen. Wir sollten bleiben, wo wir sind, er hole uns gleich ab. Wir wiederum froh. Viertelstunde spaeter der Anruf, dass er doch keine Jobs fuer uns hat, "Sorry about that, Carmen!" und wir sollten es mal in der Bay of Islands und in Kerikeri versuchen.
Alles sehr sehr mysterioes, wenn ihr mich fragt. Wir sind dann aber frohen Mutes drauflos gefahren, um mal zu gucken, was noch weiter oben im Norden so alles los ist.

Falls jemand auf die Karte klickt, um zu gucken, wo wir uns grad befinden: Noch nicht mal auf halbem Weg zwischen Auckland und Whangarei, der naechstgroesseren Stadt auf unserer unfreiwilligen Tiki Tour.
Ich bin gefahren und gefahren, Anneka hat navigiert und aus dem Fenster geguckt. Wenn ich es mir auch mal getraut hab, dachte ich, wir sind bei den Hobbits gelandet und war neidisch auf Anneka, weil sie die ganze Zeit gucken und geniessen konnte.
Und dann ploetzlich: Das Meer. Ich: Abgebogen, Auto geparkt, rausgesprungen. Im Grunde sind wir nicht wirklich am Meer, sondern an einer riesigen Bucht gelandet, der Bay of Islands. Aber die Wellen, der Wind, der Geruch sagt mir, dass das Meer nicht weit sein kann. Bin noch um zwei Kurven gefahren und wir haben beschlossen, dass wir vorerst angekommen sind.



Paihia heisst das Nest hier. Im Sommer eine riesige Touristenattraktion: Kajak fahren, Wildwasserabenteuer, Delphine angucken, mit der Faehre zum naechstgroesseren Ort quer ueber die Bucht fahren, all solch spannende Sachen :)
Aber es ist ja noch nicht Sommer. Also sind alle unsere ersten zaghaften Versuche, Arbeit zu bekommen gescheitert: "It is quiet at the time!" ("Es ist sehr ruhig zurzeit!")
Das haben wir dann gestern noch etliche Male zu hoeren bekommen. Mit dem zusaetzlichen Hinweis, dass es in 2 oder 3 Wochen besser aussieht. Oder dass wir mindestens bis Maerz bleiben muessten zum Arbeiten. Oder dass man uns erst beim Arbeit finden hilft, wenn wir auch in diesem oder jenen Hostel uebernachten.
Da waren wir nach einer Nacht im Auto schon in Kerikeri, wie Ray uns empfohlen hatte (das ist noch weiter noerdlich als Paihia)...

Ich denke, Zeit ist um. Mehr spaeter. Fortsetzung folgt!

Dienstag, 15. September 2009

Morgen, ich hoffe morgen...


... komme ich zum Berichten. Viel verruecktes :)
Heute erstmal: Neuseelaendische gute Nacht!

Sonntag, 13. September 2009

Morgenerfreulichkeiten


Guten Morgen! [00:00 Uhr in Deutschland]

Heute spuert man den Fruehling. Es ist milder (obwohl nur einen Grad waermer als gestern...), kein Wind, kein Regen. Aber vor allem das Licht ist anders. In den letzten Tagen schien es kaelter und schaerfer, es sah mehr nach Herbst aus als nach Fruehling (dazu kommt, dass die Baeume hier alle noch kahl sind). Heute ist das Licht sanfter und waermer.

Bis gestern haben wir unser Fruehstueck gestellt bekommen, heute war es an uns, uns selbst zu versorgen. Wir haben uns fuer Muesli entschieden, aber eine spezielle, etwas britische Art des Mueslis. Es heisst Wheat Biscuits (Weizenkekse) und sieht aus wie gepresste Cornflakes.


In Milch loest es sich auf und wenn man zu lange wartet, hat man leckere Weizenpampe ;)


Gestern habe ich mir tatsaechlich, wie "angekuendigt", das RugbySpiel der All Black (Neuseeland) gegen die Springbocks (Suedafrika) angeschaut. Sassen in einem gemuetlichen Irish Pub umrundet von Alt und Jung und so ziemlich jeder Hautfarbe und haben versucht, dem englischen Genuschel der Kommentatoren zu folgen. Bald aufgegeben, die Reaktionen der Anwesenden sprachen meist fuer sich: Klatschen, aufspringen, Jubelgeschrei und Buhrufe, Arme hochwerfen, herumtanzen - war alles dabei. Nach und nach hab ich dann auch angefangen, ein wenig durchzusehen. Rugby hat einen Touch von American Football ohne Schutzausruestung und mit den Footballregeln bin ich noch ein wenig vertraut.
Naechsten Samstag ist das naechste Spiel (leider in Wellington, da kann ich kaum live dabei sein..): Vorher schau ich mir noch mal die Regeln an! ;)

Gerade auf dem Titelblatt einer Zeitung gelesen, dass einer der All Blacks Spieler verhaftet worden ist [gestern nach dem Spiel? - bin mir nicht sicher, kann auch ne alte wieder aufgewaermte Geschichte sein: Klatschpresse...], weil er betrunken Fahrerflucht begangen hat. Derselbe, der gestern nach dem Spiel noch ein Interview gegeben hat... Tjaja

Wuensch Euch einen guten Tag!


Samstag, 12. September 2009

Nummer zwei - damit es nicht so viel aussieht


Habe jetzt zum zweiten Mal meine Internetzeit verlaengert. Bald sind's vier stunden. Es gibt einfach ein paar wichtige Dinge, fuer die man sich ueberall auf der Welt Zeit nehmen sollte. Lebenslauf schreiben zum Beispiel (wer auch immer sich das ausgedacht hat: schoenen Dank fuer diesen Quark! macht echt keinen spasssssss...) und Nachrichten an Leute schreiben, die einem wichtig sind.
Den Blog bestuecken auch :)

Obwohl Anneka und ich immer mal stehen bleiben und Photos machen, faellt mir eine Auswahl schwer. Viele Details, vieles, was mir persoenlich etwas bedeutet und von dem ich nicht weiss, ob es Euch etwas sagen wuerde.

Gestern habe ich zum Beispiel eine Hare Krishna Prozession festgehalten. Die Hare Krishna sind mir auf den letzten 2 Festivals, auf denen ich war, sehr ans Herz gewachsen - haben guenstiges Essen verkauft und nette Musik gemacht.
Und gestern abend haben Hare Krishna Leute irgendwo auf der Queen Street (sozusagen die Hauptstrasse im Zentrum Aucklands) getanzt und gesungen. Sehr farbenfroh, denn die Hare Krishna Bewegung kommt aus Indien (die Inder habens ja mit Farben wie gelb und rosa ;) Ist eine Sekte, aber eigentlich weiss ich sehr wenig darueber.
Sie hier in Neuseeland anzutreffen ist sehr logisch, denn ein Grossteil der Neuseelaender sind Einwanderer aus Asien. Und dann gibt es noch Menschen aus allen anderen Teilen der Welt - ein riesiger melting pot of cultures ("Schmelztopf" der Kulturen)!

Was neuseelaendische Kultur angeht: Heute Abend findet ein RugbySpiel zwischen den All Blacks (die neuseelaendische Nationalmannschaft) und der suedafrikanischen Mannschaft statt. Ein grosses Ereignis, wie ich vernommen habe. Werde wohl dabei sein - in irgendnem Pub vorm Bildschirm, hoffe ich :)

Fuer heute nur noch ein Blick ueber Auckland bei Sonnenaufgang vom Mount Eden aus, einem der etwa 50 Vulkane, auf die Auckland gebaut ist.



Der Turm mit der Spitze ist das hoechste Gebaeude Aucklands - Sea Tower heisst das gute Stueck - natuerlich eine Touristenattraktion. Habe ihn bis jetzt nicht besucht... (bin ich also ein schlechter Tourist? :)

Blau wie das Meer...


... ist unser neues Baby! Ein Ford Telstar Stationwagon (= Kombi) - noch steht er, aber hoffentlich bekommt er bald Auslauf :)
Fuers Auto kaufen haben wir eigentlich eine unguenstige Zeit erwischt, weil im September zum einen alle nach Neuseeland kommen - zum anderen beginnt auch bald der Sommer und so ziemlich jeder hier, der fuer ein halbes oder ein Jahr da ist, versucht zumindest, ein Auto zu kaufen.
Haben aber doch Glueck gehabt. Mit dem Auto gleich Kocher Geschirr Zelt und sogar eine Saege bekommen ;) Ob es durchhaelt, muessen wir testen, ist immerhin Baujahr 1993, dafuer aber noch wirklich gut in Schuss. Muessmer eben mal schaun. Sind erstmal froh und gluecklich und sind den beiden Franzosen dankbar, die uns zu diesem "Schnaeppchen" verholfen haben!

Im uebrigen kurz noch mal zum Flug zurueck:
War halb so anstrengend wie gedacht. Hatte viel Zeit zum Nachdenken, es gab regelmaessig was zu essen - sogar sehr delizioeses: Curryreis mit Lamm zum Beispiel ;) Die letzte Mahlzeit gab es irgendwo ueber dem Pazifik, da hatte uns die Dunkelheit eingeholt und ich habe die Haelfte der verbleibenden 10 Stunden nur geschlafen. Das war in Los Angeles, da waren wir genau auf der Grenze endender Tag, beginnende Nacht:



(Das ist im uebrigen mein persoenlicher Monitor, in den Sitz vor mir montiert. Zwei Filme hab ich mit ihm erlebt - und dann ist er eine Stunde vor der Landung abgestuerzt - sowas voreiliges ;)

Spaeter wurde mir also das Essen vor die Nase gestellt und ich habe auch begonnen zu essen... und bin mittendrin fast wieder eingeschlafen. Was fuer ein herrlich faules Leben! Betrinken haette ich mich auch koennen, es gab aller Nase lang Wein und Drinks, aber hab's mir verkniffen. Auf dem Weg zurueck dann vielleicht... ;)

Donnerstag, 10. September 2009

Orientierung


[10 Uhr vormittags in Deutschland]

Erstmal laute, aggressive Musik anmachen :) Sitzen in einem Internetcafe, dass nicht ganz so weit von unserem Hostel entfernt ist. Hier ist es laut und unruhig und Musik hilft, damit ich mich wenigstens ein bissl konzentrieren kann.

Habe den Jetlag unterschaetzt, es hat mich mehr erwischt, als ich dachte. Bin schon wieder muede. Kann aber auch daran liegen, dass wir eine Menge unterwegs waren heute. Sind alleine eine Stunde herumgelaufen, um eine Bank zum Konto Eroeffnen zu finden. Die Aucklander haben uns dabei liebevoll geholfen: Man stelle sich zum Beispiel einen Bankangestellten vor, klassisch schick im Anzug, der hinter seinem Tresen vorkommt und sich mit uns auf die Strasse stellt, um uns ganz genau zeigen zu koennen, wo wir hin muessen :) Das passiert hier alle Nase lang. Die Leute sind unglaublich freundlich. Irgendjemand geht an dir vorbei und laechelt dich an. Autofahrer halten grundsaetzlich an und lassen die Fussgaenger passieren. Leute, die einem entgegenkommen, weichen tatsaechlich aus. Bin fasziniert von soviel Nettigkeit.

Also hat auch das Konto Eroeffnen an sich sehr viel Spass gemacht (nachdem wir herausgefunden haben, wo wir's am besten machen... ;). Yasmin hat mir ihre Notration Cookies vermacht (hab seit gestern ununterbrochen Hunger...), mit uns geplaudert und nebenbei auch noch unsere Kontos eingerichtet. Haben viel gelacht!

Vormittags hat die Orientierungsveranstaltung der Organisation stattgefunden. Waren viele Informationen auf einmal, aber gut gemacht. Steuernummer ist beantragt. In den naechsten Tagen werde ich mich nach einem Job umschauen, habe schon ein paar Ideen, was ich probieren, wo ich fragen koennte. Anneka und ich haben nach ein wenig hin und her ueberlegen auch eine wichtige Entscheidung getroffen: Wir wollen uns ein Auto kaufen. Dafuer wird wohl das Wochenende drauf gehen: Car Markets (Automaerkte) in Auckland durchstoebern...

Neuseelaender haben eine ganz eigene und teilweise etwas missverstaendliche Art, englisch zu sprechen. Beach = Strand zum Beispiel wird wie bitch = Schlampe ausgesprochen und man denkt, man hoert nicht richtig (was ja auch stimmt ;)

Im Grossen und Ganzen bleibt bis jetzt zu sagen:
Sweet as bro!
(was soviel heisst wie: Alles ist klasse, Kumpel!)

Mittwoch, 9. September 2009

Muessmer mal schaun... (We will see!)


So, da waeren wir.
In Auckland, einer Wuerfelstadt: Alle moeglichen Architekturen und Stile zusammengewuerfelt. Die Menschen: Zusammengewuerfelt angezogen. Laufen einem auf der rechten Seite entgegen anstatt auf der linken (so wie die Autos fahren, ganz britisch)
Haben seit unserer Sonnenaufgangsankunft um fuenf rum nicht mehr geschlafen. So langsam werden wir beide etwas muede und gereizt. Hunger haben wir vorhin schon bekaempft: Suppe warm gemacht in der Riesenkueche des Hostels (so freizuegig sollte Kochen immer sein :)
Beim Herumlaufen schon einige Lieblingsplaetze entdeckt. Oder solche, die noch ausgekundschaftet werden wollen. Und photographiert photographiert. Leider gerade keine Zeit, Photos reinzustellen. Mal sehen, wann dafuer Zeit sein wird. Gehe jetzt erstmal telefonieren :)

Montag, 7. September 2009

Immer noch munter...


...dabei muss ich morgen halb fünf aus den Federn...
Nach zwischenzeitlichem Nervenverlust habe ich inzwischen (dank großartiger familiärer Unterstützung! ;) meine heitere Gelassenheit wiedergefunden. Rucksack hat vollkommen gereicht. 13 Kilo trag ich nun auf dem Rücken mit mir rum.
War noch ein Stück spazieren mit Mama, Papa, Schwesterchen. Mit Wintermantel bekleidet, weil alle anderen Sachen schon "verramscht" sind.
Gibt heut noch ein heißes Bad und dann den Versuch zu schlafen :)
Nicht aufgeregt. Ehrlich. Seltsam...
(23 Uhr übrigens hier in Deutschland)

Sonntag, 6. September 2009

Reif für die Insel?!


Sollte ich wohl so langsam sein..
Bin beim Sachen packen und habe bis jetzt eher viel zu viel zum Mitnehmen, als dass ich etwas vergessen hätte...
In knapp zwei Stunden wird sich entscheiden, ob mein Rucksack groß genug ist: Es bleibt spannend!
(die Zeit unten ist neuseeländisch - in Wahrheit schreibe ich diesen Eintrag um etwa 12 Uhr mittags mitten in Deutschland)